Haltung und Zucht von Crotalus viridis nuntius

von Marc K.

Ich pflege zurzeit insgesamt 7 Exemplare von Crotalus viridis nuntius. Die Gruppe, um die es in diesem Bericht geht, besteht allerdings nur aus 3 Tieren: einem Weibchen und 2 Männchen. Die Tiere sind seit etwa einem Jahr in meinem Besitz. Es handelt sich um in den USA wild gefangene Tiere, die aber auch dort eingewöhnt wurden. Die Tiere wurden dort als Jungtiere gefangen und mindestens ein Jahr gehalten. Das größere Männchen, welches eine grünliche Grundfarbe hat, ist jetzt ungefähr 6 Jahre alt. Das Tier stammt, wie die beiden anderen auch, aus dem Nordosten von Phoenix/ Arizona. Das andere Männchen ist eher beige von seiner Farbe her und auch jünger. Meiner Schätzung nach müsste es etwa 3 Jahre alt sein. Das Weibchen besitzt eine rötliche Färbung und ist vom Alter zwischen den beiden Männern einzuordnen. Die Tiere haben Gesamtlängen von ca. 60cm bei dem kleineren Männchen, 80 cm beim großen Männchen und ca. 65 cm beim Weibchen. Die enorme Größe für diese Unterart führe ich auf die anscheinend sehr gute Fütterung in den USA zurück.

Ich halte auch kleinere adulte Exemplare von Crotalus viridis nuntius die nur 35 - 40 cm Gesamtgröße haben. Dieses sind ebenfalls Wildfänge und stellen, im Gegensatz zu oben genannter Gruppe, eine montane Zwerg-/ bzw. Hungerform dieser Unterart dar.

Die Gruppe mit den großen Tieren, wird von mir momentan in einem Becken von 130 x 60 x 55 cm (L x B x H) gehalten. Die Einrichtung besteht aus feinem Sand, den ich mir aus Griechenland mitgebracht habe und einigen großen und flachen Steinen die übereinander gestapelt wurden. Sie ergeben zusammen ein Gang - und Höhlensystem, das unterschiedliche Temperaturen bietet. Zusätzlich habe ich für die Optik einige Agaven eingepflanzt. Das Becken ist trocken und weist keinerlei feuchte Stellen auf. Ich stelle den Tieren aber permanent Wasser in einer Schale zur Verfügung. Die Tiere werden alle 10- 14 Tage mit adulten Mäusen gefüttert. Die Verdauung ist nach 3 - 5 Tagen beendet.

Das Becken wird durch eine 14 Watt Leuchtstoffröhre und 3 Halogenspots beleuchtet. Zusätzlich habe ich ein Heizkabel in einer Ecke verlegt. Die Temperaturen im Becken betragen zwischen 24 - 32 ° Celsius am Tag und 18 - 24 ° C in der Nacht. Das Becken steht unter einem Fenster und die dadurch entstehenden Temperaturunterschiede sowie die Frischluft scheinen den Tieren sehr gut zu bekommen. Eine stärkere Nachtabsenkung der Temperatur habe ich übrigens bei allen meinen Klapperschlangen (Crotalus und Sistrurus) als positiv für die Tiere empfunden.

Die Gruppe wurde zwischen Mitte November bis Ende Januar, bei Temperaturen zwischen 4 und 10 ° Celsius überwintert. Die Paarung meiner beiden großen Tiere fand am 08.10.03 statt, also kurz vor der Überwinterung. Das kleinere Männchen zeigte kein Interesse an dem Weibchen und ich vermute, dass das Tier letztes Jahr noch nicht geschlechtsreif war. Nach der Überwinterung war in den nächsten Wochen eine starke Zunahme im Umfang des Weibchens festzustellen. Es fraß zwar noch nach der Überwinterung, aber dies stand in keiner Relation zu dem neuen Körperumfang. Heute, nach fast genau einem halben Jahr, bin ich mir sehr sicher was ihre Schwangerschaft angeht. Das Tier liegt seit etwa 2 Wochen nur noch unter einem Stein oder wärmt seinen Hinterleib auf dem im Sand verlegten Heizkabel. Dabei ist auffällig, dass sie ihren Körper öfter der Länge nach ausstreckt und sich nicht, wie sonst, zusammenrollt.

Alle meine Exemplare von Crotalus viridis nuntius sind übrigens von ruhiger Wesensart und in keiner Weise als aggressiv oder besonders nervös zu bezeichnen. Damit kann ich allen, bisher von mir gesprochenen Haltern, nur widersprechen. Meine Tiere lassen sich recht einfach mit dem/ den Haken handhaben, ein wenig Geschick vorausgesetzt natürlich.

Am 09.08.04 war es dann soweit. Da das Weibchen regelmäßig fraß, hatte ich schon leichte Bedenken. Als ich aber an diesem Tag meinen Keller gegen 11 Uhr betrat, fand ich das Weibchen zwischen 4 Wachseiern und 4 Jungtieren wieder. Die Geburt muss in den frühen Morgenstunden stattgefunden haben, da die Jungtiere ihre Eihäute schon verlassen hatten.

Die Jungtiere waren etwa 20 cm groß und ca. 12 g schwer. Die Geschlechterverteilung war 3:1. Ich entfernte die Jungtiere erst am nächsten Tag aus dem Becken der Adulti. Auffällig war, dass die Alttiere fast schon mit Vorsicht durch das Becken krochen. Trafen sie dabei auf ein Jungtier, krochen sie "vorsichtig" um dieses herum, anstatt darüber zu streifen. Das Muttertier verharrte den ganzen Tag in ihrem Versteck. Ich denke, dies ist auf die Anstrengungen bei der Geburt zurückzuführen.

Die Kleinen waren in der Zeit bis zur ersten Häutung sehr aggressiv und bissen wild um sich. Die Häutung fand nach 8 bzw. 9 Tagen statt. Danach legte sich das Verhalten und die Tiere sind nun fast nicht zum Zubeißen zu bewegen. Ich brachte die Jungtiere einzeln in Plastikdosen von 20 x 20 x 15 cm unter. Die Tiere fraßen nicht freiwillig, deswegen fütterte ich sie wöchentlich mit nestjungen Mäusen. Die bisherigen Male ließen sie diese Fütterung ohne Probleme zu und verdauten auch anstandslos.

Alles in Allem halte ich Crotalus viridis nuntius für eine der schönsten Klapperschlangen und für eine gut haltbare Art, die auch dem versierten Anfänger in der Giftschlangenhaltung zu empfehlen ist.

Marc K.

Wesel, 30. 08.2004