Die Nordpazifik-Klapperschlange Crotalus viridis oreganus HOLBROOK, 1840
von Jens Sievert

Herkunft und Lebensweise: Die Nordpazifik-Klapperschlange ist die größte Unterart der Prärieklapperschlange. Sie bewohnt große Teile der Westküste der USA. Ihr riesiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Gegenden östlich der Rocky Mountains in Oregon bis weit in die nördlichen Gebiete von Kalifornien. Sie kommt sowohl im Staate Washington als auch in Idaho vor. Ihr nördlichstes Vorkommen ist British Columbia in Kanada. Sie lebt meist in felsigen Gegenden in der Nähe von Flusstälern, aber auch in Waldgebieten, Graslandschaften und Steppen. Selbst in Küstennähe an den Rändern von Sanddünen wird sie angetroffen. Diese Schlange ist sowohl in der Morgen- als auch in der Abenddämmerung aktiv. Im Frühjahr und im Herbst ist sie auch am Tage unterwegs und liegt meist an exponierten Stellen in unmittelbarer Nähe ihres Unterschlupfes, um in der Sonne zu baden. Sie ist ein reizbares Geschöpf, das sich vehement gegen Störungen oder Bedrohungen zur Wehr setzt. Zwar versucht sie wie die meisten Klapperschlangen, bei Annäherung von Feinden zu fliehen, gelingt ihr dies jedoch nicht, schraubt sie ihren kräftigen Körper hoch, legt den Hals in eine S-förmige Schlinge und stößt blitzschnell, laut rasselnd und mit großer Schnelligkeit in Richtung des potentiellen Angreifers vor.

Winterruhe: Wie die meisten nordamerikanischen Klapperschlangen hält auch Crotalus viridis oreganus eine Winterruhe. Je nach Verbreitungsgebiet kann diese recht lange dauern. Exemplare aus den nördlichen Verbreitungsgebieten halten eine sehr viel längere Winterruhe als Tiere aus südlicheren Gegenden. In der kühleren Jahreszeit (Oktober/November bis April/Mai) zieht sie sich in Höhlen und Felsspalten zurück, aus denen sie erst wieder hervor kommt, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Gegend erwärmen. Kennt man die Lage ihrer Höhlen, kann man die Schlangen im Frühjahr auch am Tage beim Sonnenbaden beobachten.

Beschreibung: Die Nordpazifik-Klapperschlange hat einen kräftigen, gedrungenen Körper, von dem sich der breite, herzförmige Kopf stark absetzt. Ihre Färbung ist sehr variabel und reicht von dunkelgrau, oliv, gelbbraun, braun bis schwarz. Über ihren Rücken ziehen sich gut hervortretende, dunkelbraune Flecken, die eine ovale oder rhombenförmige bis fast runde Form haben können und meist hell umrandet sind. Die Nordpazifik-Klapperschlange sieht der Südpazifik-Klapperschlange bisweilen zum Verwechseln ähnlich.

Futter: Die natürliche Nahrung der Nordpazifik-Klapperschlange besteht in der Hauptsache aus Erdhörnchen, Känguruhratten, Weißfußmäusen, Taschenspringmäusen, Taschenratten und bei großen Exemplaren sogar aus Waldkaninchen. Säugetiere sind die vorherrschende Nahrung, aber auch Vögel, Echsen und Kröten werden gefressen. Im Terrarium füttert man diese Schlangen am besten mit Mäusen und Ratten, welche sie sowohl tot als auch lebend annehmen und mit großer Gier verschlingen.

Geschlechtsreife und Fortpflanzung: Je nach Vorkommen erreichen die Nordpazifik-Klapperschlangen erst mit 3-7 Jahren die Geschlechtsreife. Weibliche Exemplare aus British Columbia in Kanada, werden meist erst im Alter von 5-7 Jahren geschlechtsreif und produzieren ihre ersten Jungen mit etwa 7-9 Jahren. Männliche Exemplare aus dem südlichen British Columbia erreichen das Reifealter dagegen schon mit 3-4 Jahren und sind dann in der Lage, jährlich Junge zu zeugen. Die Weibchen bringen in der Natur nur alle zwei bis drei Jahre Nachwuchs zur Welt. Im Terrarium sind sie oft schon mit drei Jahren geschlechtsreif und dann in der Lage, jährlich Jungtiere zu produzieren. Die Paarungen finden sowohl im Frühjahr als auch im Herbst statt. Die 5-15 Jungtiere werden nach einer Trächtigkeitsdauer von 110-160 Tagen geboren. Die kleinen Schlangen gehen nach der ersten Häutung ohne Probleme an neugeborene, manchmal auch schon leicht behaarte Mäuse und wachsen bei regelmäßiger Fütterung sehr schnell heran. Die Jungtiere der Nordpazifik-Klapperschlange sind nicht nur im Aussehen, sondern auch im Wesen die genauen Abbilder ihrer erwachsenen Verwandten, weshalb auch sie mit größter Vorsicht zu behandeln sind.

Größe: Die Nordpazifik-Klapperschlange ist die größte der neun Unterarten der Prärieklapperschlange. Sie kann bis zu 162,5 cm lang werden, was aber eine Ausnahme sein dürfte. Im Terrarium erreicht sie meist nur Längen von 80-90 cm, wobei sie aber, verbunden mit ihrem kräftigen Körper, ein stattliches Erscheinungsbild abgibt.

Haltung: Da die Nordpazifik-Klapperschlange ein recht stürmisches Temperament hat und gerade bei Fütterungen äußerst nervös reagiert, sollte man diese Tiere unbedingt einzeln halten. Bei sehr großen, übersichtlichen Terrarien ist aber auch eine paarweise Haltung möglich, nur muss man dann unbedingt die Fütterungen überwachen, damit sich die Schlangen nicht gegenseitig beißen. Selbst kurz nach den Fütterungen kann es zu Beißereien kommen, welche durchaus tödlich enden können. Auch sollte man sich vor Arbeiten im Terrarium immer vergewissern, dass die Insassen weit genug entfernt sind, da es sonst schnell zu bösen Unfällen kommen kann. Nordpazifik-Klapperschlangen sind in der Lage, aus dem "Stand" heraus und ohne Vorwarnung zuzuschlagen, wobei es unerheblich ist, in welche Richtung sie gerade noch geschaut haben. Sie können völlig ruhig, entspannt und zusammengerollt auf ihrem Lieblingsplatz liegen und im nächsten Augenblick regelrecht explodieren. Dann stoßen sie weit, heftig und zielsicher vor. Meist rasseln sie erst nach dem Angriff. Oft genug konnte ich mir ein Bild von ihrem stürmischen Gemüt machen und ich kann nur jedem Giftschlangenhalter raten, diese Tiere nicht zu unterschätzen. Das Terrarium für diese Schlangen sollte geräumig und übersichtlich sein. Eine Grundfläche von etwa 80 x 60 cm dürfte für ein einzelnes Tier völlig ausreichend sein, da die Nordpazifik-Klapperschlange nicht sehr bewegungsfreudig ist und selbst in großen Terrarien kaum umher kriecht. Die Einrichtung kann im Prinzip aus einem Wassernapf, einer Höhle und Zeitungspapier als Bodenbelag bestehen, doch sollte man das Terrarium besser möglichst natürlich einrichten. Als Bodengrund eignet sich feiner Sand, über den man etwas Laub oder rote Tannenrinde (Premium Repti Bark) streuen kann. Einige größere verstreute Steine oder auch einige Wurzeln, eine dunkle Höhle sowie ein Napf mit stets frischem Wasser vervollständigen die Einrichtung. Um das Terrarium optisch ansprechender zu gestalten, kann man einige künstliche Pflanzen, wie z.B. Kakteen, einsetzen. Die Temperaturen sollten am Tage bei ca. 24 - 28 °C (lokal bis 35 °C) liegen und in der Nacht möglichst auf 18 °C abfallen. Im Terrarium liegen die Schlangen meist den ganzen Tag über an den wärmsten Stellen des Terrariums. Gegen Abend werden sie etwas munterer, kriechen langsam im Terrarium umher und ziehen sich in der Nacht in ihre Höhlen zurück, aus denen sie erst am nächsten Vormittag wieder herauskommen. Einige Exemplare leben aber auch sehr versteckt und zeigen sich nur selten außerhalb ihrer Höhlen. Von November bis März müssen die Tiere eine Winterruhe einhalten. Die Temperaturen können dabei zwischen 8 - 13 °C schwanken, sollten aber möglichst konstant bei 5 - 8 °C liegen, was den natürlichen Gegebenheiten entsprechen dürfte. Adulte Exemplare sind bei dieser Art der Haltung im nächsten Frühjahr leicht zur Paarung zu bewegen. Die erfolgreiche Nachzucht im Terrarium ist schon oft gelungen. Im Juli/August kommen die Jungtiere zur Welt, die bei ihrer Geburt schon eine Länge von ca. 19 - 22 cm haben. Sie fressen ohne Probleme, wachsen schnell heran und können bei regelmäßiger Fütterung schon mit ca.2,5 - 3 Jahren geschlechtsreif sein. Ich habe diese Klapperschlange insgesamt dreimal nachgezogen. Bei mir kamen die Jungtiere nach Tragezeiten von 151 und 158 Tagen zur Welt.

Besonderes: In den letzten Jahren ist die Nordpazifik-Klapperschlange so häufig nachgezogen worden, dass ihr Bestand in den Terrarien als gesichert gelten dürfte. Sie ist ein sehr attraktives und pflegeleichtes Tier, welches in Gefangenschaft gut 20 Jahre alt werden kann. Dem verantwortungsvollen Giftschlangenpfleger kann diese Schlange durchaus empfohlen werden. Trotz ihrer leichten Haltbarkeit ist diese attraktive Klapperschlange wegen ihres starken Giftes und ihrem mitunter recht stürmischen Temperament, für Anfänger in der Giftschlangenhaltung nur bedingt zu empfehlen.

Jens Sievert, 19.07.2002

Literatur:

Carl H. Ernst ( 1992 ) "Venomous Reptiles of North America"

Chris Mattison ( 1996 ) "Rattler !"

Anmerkung: Seit der Revision von Campbell & Lamar im Jahre 2004 ist die Unterart Crotalus viridis oreganus nicht mehr existent. Sie gilt heute als Crotalus oreganus oreganus.