Einiges zur Haltung und Pflege der Roten Diamantklapperschlange
Crotalus ruber ruber KLAUBER 1949

von Thomas Preihs

Historie: Crotalus ruber wurde erstmals 1883 von Yarrow im Bulletin of U. S. National Museum, no. 24, Seite 75, als Crotalus adamanteus atrox, beschrieben. Danach wurde sie einige Male umbenannt, bis sie schließlich ihre heute gültige Benennung, Crotalus ruber ruber, 1949 von Klauber bekam (Klauber, Trans. San Diego Soc. Nat. Hist., vol. 11, no. 5, p. 59).

Merkmale: Crotalus ruber ruber trägt als Adulttier ein rötliches Colorit in verschiedenen Abstufungen, von hell-ziegelrot bis zu einem dunklen braunrot. Den Rücken zieren 29 - 42 rautenförmige oder querovale, hell eingefasste Flecken, die mehr oder weniger deutlich ausgeprägt sind. Auch fast zeichnungslose Tiere sind bekannt, bei denen nur noch wenige Rückenschuppen (Dorsalia) hell erscheinen. Der Kopf besitzt beidseitig zwei Streifen, einer vor, der andere hinter dem Auge. Diese verlaufen schräg nach hinten in Richtung Mundwinkel. Der Schwanz ist von 2 -7 (meist 4 - 6) deutlichen, schwarzweißen Ringen umgeben. Die Bauchschuppen (Ventralia) sind weiß bis cremefarben. Jungtiere sind meist mehr bräunlich gefärbt und deutlicher gezeichnet. Die Größe von adulten Tieren beträgt meistens 100 - 140 cm, doch sind schon Exemplare mit bis zu 160 cm gefunden worden. Jungtiere kommen mit ca. 30 cm zur Welt.

Die Pholidose (Schuppenschlüssel): Der Schuppenschlüssel (Pholidoseschlüssel) ist zur Identifizierung sehr wichtig und soll deshalb auch aufgeführt werden. Die Rückenschuppen (Dorsalia) umgeben in 25 - 31 (meist 29) Reihen die Körpermitte. Bauchschilde (Ventralia) gibt es 185 - 203 (meist 193 - 194) bei den Männchen. Bei den Weibchen 188 - 206 (meist 197). Der Analschild ist ungeteilt. Von den Schwanzschilden (Subcaudalia) sind bei den Männchen 22 - 29 (meist 25 oder 26), bei Weibchen 16 - 25 (meist 21) vorhanden. Crotalus ruber ruber hat 12 - 19 (16) Oberlippenschilde (Supralabialia) und 14 - 21 (18) Unterlippenschilde (Infralabialia). Sie besitzt ein Schnauzenschild (Rostalia), 2 Internasalschilde, mehrere Cauthalschilde (Präfrontale fehlen), 2 Unteraugenschilde (Supraocularia), 4 - 10 Intersupraocularschilde, 2 Nasalschilde, 1 - 2 Lorealschilde, 1 - 2 Präocularschilde, 12 Postocularschilde und mehrere Subocularschilde.

Die Verbreitung: Crotalus ruber ruber kommt in mehreren Populationen in der südwestlichen USA, in Baja California und einigen vorgelagerten Inseln vor. In der USA findet man diese Klapperschlange nur in Kalifornien im Orange County, San Bernardino County, Riverside County, San Diego County und im südwestlichen Imperial County. In Baja California kommt sie südwärts bis Loreto vor, wo sie von der San Lucas-Klapperschlange (Crotalus ruber lucasensis) abgelöst wird.

Der Lebensraum: Die Rote Diamantklapperschlange kommt in verschiedenen Biotopen vor, aber alle sind mehr oder weniger trockener Natur. Sie bevorzugt trockene, felsige und mit dichtem Gestrüpp und Kakteen bewachsene Hänge. Mit Vorliebe lebt sie in nach Süden offene Canyons und kleinen Tälern. Bewachsen sind solche Canyons unter anderem mit Mesquite- und Ocotillosträuchern sowie mit großen Säulenkakteen und Opuntien. Auch der bekannte Joshuabaum kommt im Lebensraum der Crotalus ruber ruber vor. Sie bewohnt auch lichte Wälder. In Kalifornien wird die Klapperschlange oft Opfer der ausgedehnten Waldbrände. Im offenen Gelände ist sie nicht so häufig. Noch seltener kommt die Rote Diamantklapperschlange auf kultiviertem Gelände vor. Ihre Höhenverbreitung liegt von Meereshöhe bis zu ca.1700 m über NN. Durch ihre kryptische, rötliche Färbung ist sie hervorragend an ihren Lebensraum angepasst und wird leicht übersehen.

Das Verhalten: Crotalus ruber ruber ist im Allgemeinen von sanfter Wesensart, doch darf das nicht darüber hinweg täuschen, dass auch diese Klapperschlangenart blitzschnell zubeißen kann. Vor allem wenn sie erschreckt oder in die Enge getrieben wird. Sie weiß sich also sehr wohl zur Wehr zu setzen. Normalerweise ist sie jedoch friedlich, fast schon lethargisch und setzt z.B. nur bei starker Belästigung ihre Rassel ein. Meist liegt sie ruhig da und döst gut getarnt unter einem Kaktus oder Mesquitestrauch. In der heißen Jahreszeit ist sie überwiegend nachtaktiv, kommt höchstens früh am Morgen aus ihrem Unterschlupf zum Sonnen, verzieht sich aber wieder, wenn die Temperaturen zu stark ansteigen. Abends und in der Nacht geht sie dann auf Beutefang und man kann sie nicht selten auf den noch vom Tag warmen Straßen finden, wo sie dann leider auch oft überfahren wird. Zu ihrer Nahrung gehören allerlei Nager wie Taschenmäuse und Taschenratten. Es werden aber auch Vögel und Echsen erbeutet. Diese werden durch einen schnellen Giftbiss erlegt und, je nach Größe, sofort wieder losgelassen, um nach dem Verenden die Spur aufzunehmen und die Beute zu verschlingen. Die Paarung erfolgt nach der Winterruhe (ca. März/April). Diese wird sehr oft von sogenannten Kommentkämpfen rivalisierender Männchen begleitet. Dabei stellen beide Männchen ihren Vorderkörper auf, umschlingen sich und versuchen, sich gegenseitig zu Boden zu drücken. Diese Kommentkämpfe sind absolut unblutig und werden durch die Kapitulation des Schwächeren entschieden. Das siegreiche Männchen verpaart sich folglich mit dem Weibchen. Diese Paarungen nehmen mitunter mehrere Stunden in Anspruch, ein Tier zerrt manchmal das andere einfach hinter sich her, wobei es schon vorgekommen ist, dass dem Männchen einer seiner paarig ausgebildeten Hemipenes abgerissen wurde. Von ca. August bis September werden bis zu 13 Junge geboren. Ihr Winterquartier bezieht die Rote Diamantklapperschlange, je nach Witterung und Höhenlage, im Oktober oder November.

Haltung und Pflege: Die Haltung und Pflege der Roten Diamantklapperschlange ist denkbar einfach. Sie gewöhnt sich schnell an ihr neues Heim und wird ein sehr ruhiger Terrarienbewohner. Sie geht willig ans angebotene Futter und wächst bei guter Fütterung sehr schnell. Man sollte sich aber bei aller Ruhe des Tieres immer vor Augen halten, dass man dennoch eine Klapperschlange vor sich hat. Ein Biss von ihr kann ohne weiteres den Verlust des gebissenen Körperglieds bedeuten. Leichtsinn im Umgang ist hier fehl am Platz. Meine Tiere leben zurzeit gemeinsam in einem Terrarium mit den Maßen (L/B/H): 100 - 75 - 50 cm, es sind Gefangenschaftsnachzuchten aus dem Jahr 2003 und sie sind ungefähr 50 cm (KRS) lang. Selbstverständlich werden sie bei erreichter Größe von ca. 80 cm in ein größeres Terrarium umgesetzt. Ich möchte hier nicht das Thema aufgreifen, welche Art der Terrarieneinrichtung die optimale ist. Ich bevorzuge jedoch die klassische, biotopnahe Ausstattung des Terrariums. Die Tiere können aber auch "steril" gehalten werden, das heißt, mit spartanischer Einrichtung und z.B. auf Buchenhackspäne. Als Bodengrund verwende ich verschiedenkörnigen Sand und Kakteen aus Kunststoff als Dekoration. Beleuchtet wird das Terrarium mittels einer 11 Watt Energiesparlampe von Osram, mit der Lichtfarbe 21. Diese Lichtfarbe gibt das Aussehen der Tiere und der Einrichtung authentisch wieder und brennt im Vergleich zu anderen Lichtfarben sehr hell. Geheizt wird nur eine Stelle am Boden (mit Termolux Petmat-Star 24v / Petmat 6 W) von ca. 20/20 cm, auf ca. 35 - 40 °C. Das reicht, wenn gewährleistet ist, dass die Tageslufttemperatur im Terrarium bei min. 25 ° C liegt. Jedoch habe ich gemerkt, dass meine Tiere auch bei niedrigeren Temperaturen nicht unbedingt auf der Heizung liegen. Bei Adulttieren muss der "warme Fleck" natürlich dementsprechend größer sein. Licht und Heizung werden über eine handelsübliche Tageszeitschaltuhr gesteuert und sind, in der Hauptsaison, zehn Stunden in Betrieb. Zur Überwinterung bleiben meine Tiere im Terrarium, wobei ich schaue, dass eine Tagestemperatur von unter 20 ° C und eine Nachttemperatur von ca. 15 ° C gewahrt bleibt. Man kann die Tiere aber auch bei Dauertemperaturen von ca. 15 ° C überwintern. Die Überwinterung dauert in der Regel 10 - 12 Wochen. Ich füttere meine Crotalus ruber ruber zurzeit vierzehntägig mit je einer Maus. Es werden alle Nager gefressen, die von der Größe her bewältigt werden können. So fressen meine Tiere bei einer Gesamtlänge von etwa 50 cm, adulte Mäuse von ca. 30 Gramm. Während der Häutungsvorbereitung werden meine beiden Roten Diamantklapperschlangen nicht gefüttert, diese Zeit wird als "Fastenzeit" genutzt.

Antivenom:

ANTIVENIN (CROTALIDAE) POLIVALENT
Wyeth
Wasp & Biddle Street
Marietta, Pennsylvania 17547
Tel:+1-717-426-1941
Homepage: www.wyeth.com

CROFAB CROTALIDAE POLIVALENT
IMMUNE FAB(OVINE)
Protherics
5214 Maryland Way, Suite 405
TN 37027 Brentwood
Tel:+1-615-3271027, Fax:+1-615-3201212
Homepage: www.protherics.com

Persönliches: Die Rote Diamantklapperschlange ist meiner Meinung nach ein leicht zu pflegender Terrarienbewohner, der, unter der Voraussetzung, dass alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, auch dem Einsteiger in die Giftschlangenhaltung zu empfehlen ist. Sie ist eine der schönsten und imposantesten Klapperschlangen, sehr gut zu händeln und von ruhiger Wesensart.
Einfach eine Schönheit, in jeder Hinsicht.

Literatur:

Laurence M. Klauber: Rattlesnakes - Their Habits, Life Histories, and Influence on Mankind; University of California Press, 1972

Ludwig Trutnau: Schlangen im Terrarium, Band 2 - Giftschlangen; Ulmer Verlag, 1998

Thomas Preihs