Die Mojave-Klapperschlange Crotalus scutulatus scutulatus KENNICOTT, 1861
von Jens Sievert

Herkunft und Lebensweise: Die Mojave-Klapperschlange lebt im Südwesten der USA und in großen Teilen von Mexiko. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nevada, Kalifornien, Arizona bis nach Zentralmexiko. Genau wie Crotalus cerastes, ist auch die Mojave-Klapperschlange eine Wüstenbewohnerin. Sie lebt in offenen, mit Sträuchern und Kakteen bewachsenen Gebieten, wo sie sich am Tage in den Bauten von Nagetieren versteckt. In den frühen Abendstunden wird diese Schlange munter und legt sich meist in unmittelbarer Nähe ihres Versteckes auf die Lauer. Auch am frühen Morgen kann man die Mojave-Klapperschlangen beim Sonnenbaden entdecken. Steigen die Temperaturen im Laufe des Vormittags an, verkriechen sie sich wieder in ihre Höhlen.

Winterruhe: Wie alle nordamerikanischen Klapperschlangen legt auch die Mojave-Klapperschlange eine Winterruhe ein. Diese dauert von Oktober/November bis März/April. Exemplare aus nördlichen Verbreitungsgebieten ruhen länger als ihre Verwandten aus dem Süden.

Beschreibung: Die Mojave-Klapperschlange ist in ihrer Grundfärbung recht variabel. Diese kann sowohl bräunlich, gräulich oder gelblich sein. Meist jedoch hat diese Schlange eine grünliche, auch "Mojavegrün" genannte Grundfärbung, auf der die dunklen Rautenflecken gut sichtbar sind. Diese ziehen sich vom Hals bis zum Schwanzansatz. Der Schwanz selbst ist schwarz/weiß geringelt, weshalb sie von Laien oft mit der Texasklapperschlange (Crotalus atrox) verwechselt wird. Auch die Form des Kopfes variiert sehr stark. Er kann sowohl länglich/schmal als auch kantig/breit sein, setzt sich aber in jedem Fall stark vom Hals ab. Sieht man sich den Kopf dieser Art etwas genauer an, erkennt man auch leicht die Unterschiede zur Texasklapperschlange. Diese hat nämlich auf der Kopfoberseite viele kleine Schuppen, während der Kopf der Mojave-Klapperschlange mit großen Schilden bedeckt ist, die besonders über den Augen sehr ausgeprägt sind.

Futter: In der Natur besteht die Nahrung der Mojave-Klapperschlange hauptsächlich aus Nagetieren geeigneter Größe. Auch die in der Wüste allgegenwärtigen Leguane werden nicht verschmäht. Im Terrarium füttert man diese Art mit Mäusen und Ratten, welche die Schlangen sowohl tot als auch lebend annehmen. Die Mojave-Klapperschlange ist ein sehr gieriger Fresser.

Geschlechtsreife und Fortpflanzung: Diese Klapperschlange erreicht mit ca. 3 Jahren die Geschlechtsreife. Die Paarungen finden sowohl im Frühjahr als auch im Herbst statt. Nach einer Trächtigkeit von etwa 160 Tagen werden 4 - 10 Jungtiere geboren, welche im Prinzip genauso aussehen wie die Elterntiere. Die kleinen Schlangen sind äußerst nervös und aggressiv und greifen alles an, was ihnen nicht geheuer ist. Dabei entwickeln sie eine erstaunliche Schnelligkeit und Sprungkraft, so dass sie mitunter sogar ganz vom Untergrund abheben können um den Feind zu erreichen. Vorsicht beim Umgang mit den Jungtieren ist also dringend angesagt, vor allem, da auch sie schon über ein äußerst gefährliches Gift verfügen. Die kleinen Schlangen fressen meist problemlos junge, leicht behaarte Mäuse und wachsen bei regelmäßiger Fütterung recht schnell heran.

Größe: Die Mojave-Klapperschlange erreicht eine Länge von ca. 90 -130 cm, wobei die meisten Exemplare mit ca. 95 cm ausgewachsen sind.

Haltung / Allgemein: Die Mojave-Klapperschlange sollte am besten in einem mittelgroßen, geräumigen Wüstenterrarium gepflegt werden. Es empfiehlt sich, die Tiere einzeln zu halten, da es sonst bei den Fütterungen zu ernsten Verletzungen kommen kann. Die Einzelhaltung hat auch den Vorteil der besseren Übersicht, was bei der Giftschlangenhaltung ganz allgemein angestrebt werden sollte. Nach meiner Erfahrung ist auch die Paarungsbereitschaft deutlich ausgeprägter, wenn man die Tiere nur zur Paarungszeit zusammen führt. Das Terrarium selbst kann mit trockenem Sand sowie einigen Steinen und einer dunklen Höhle ausgestattet sein. Einige künstliche Kakteen geben dem Terrarium ein halbwegs natürliches Aussehen. Ein Wassernapf sollte nur einmal wöchentlich im Terrarium stehen, da sonst die Luftfeuchtigkeit zu sehr ansteigt. Im Gegensatz zur Seitenwinder-Klapperschlange (Crotalus cerastes) trinken Mojave-Klapperschlangen regelmäßig und ausgiebig. Trinkwasser ist also nötig, darf aber aus vorher schon erklärten Gründen nur kurzzeitig im Terrarium verbleiben.

Haltung / Konkret: Ich halte meine Crotalus s. scutulatus einzeln in Terrarien von 145 x 70 x 55 cm (L x B x H). Als Bodengrund verwende ich Sand. Einige flache, weiße Schieferplatten zu einer Höhle zusammengestellt und je ein künstlicher Kaktus vervollständigen die Einrichtung der Terrarien. Im Moment pflege ich drei adulte Tiere von Crotalus s. scutulatus. Es handelt sich hierbei um zwei Männchen und ein Weibchen. Die Tiere sind sehr hübsch gefärbt (finde ich jedenfalls) und ausgesprochen ruhig. Trotz ihrer scheinbaren Trägheit sind sie aber auch zu blitzschnellen und völlig überraschenden Attacken fähig. Besonders bei den Fütterungen sind sie sehr nervös und schnappen nach allem was sich bewegt. Ansonsten sind sie aber wie gesagt sehr ruhig und in keiner Weise aggressiv. Bei mir liegen die Tiere den ganzen Tag an den wärmsten Stellen des Terrariums. Erst gegen Abend fangen sie an umher zu kriechen, was aber gegen Mitternacht auch schon wieder vorbei ist. Dann verkriechen sie sich meist in ihre Höhlen, aus denen sie am Morgen wieder hervorkommen um sich aufzuwärmen. Die Temperaturen im Terrarium sollten am Tage 24 - 28 °C (lokal bis 35 °C) und in der Nacht 18 - 20 °C betragen. Eine Winterruhe von Ende November bis Anfang Februar bei Temperaturen zwischen 10 und 15 °C trägt sehr zum Wohlbefinden der Tiere bei und muss eingehalten werden. Im April 2000 erhielt ich ein adultes Pärchen Crotalus s. scutulatus, welches im Oktober ´99 in Kingman/Arizona gefangen wurde. Die beiden Tiere kamen im Herbst ´99 nach Deutschland, wo sofort eine Winterruhe eingeleitet wurde, die bis Ende März 2000 gehalten wurde. In dieser Zeit war eine Paarung also nicht möglich. Nachdem ich die beiden Tiere übernommen hatte, setzte ich sie auch gleich einzeln in dafür vorgesehene Quarantänebecken. Beide Tiere waren zu diesem Zeitpunkt sehr schlank, machten aber einen gesunden Eindruck und nahmen auch sofort frisch getötete Mäuse als Futter an. Eine Kotuntersuchung ergab, dass sie völlig frei von Innenparasiten waren. Ursprünglich wollte ich die beiden Schlangen im nächsten Jahr zur Paarung zusammensetzen, also wurden sie erst mal gut gefüttert, damit das Weibchen genügend Fettreserven anlegen konnte. Völlig überrascht war ich also über die Geburt der Jungtiere, da sich die Schlangen weder beim Vorbesitzer noch bei mir gepaart hatten. Am 01.08.2000 wurden vier Babys geboren, welche erstaunlich groß und kräftig waren. Ich setzte die kleinen Kerlchen sofort einzeln in kleine Plastikterrarien, in die ich nur Zellstoff als Unterlage und ein gebogenes Stück Zierkork als Versteck einbrachte. Ein kleines Gefäß mit frischem Wasser wurde nur einmal wöchentlich angeboten. Zwei der vier Babys gingen nach der ersten Häutung problemlos an die angebotenen halbwüchsigen Mäuse. Die anderen beiden verweigerten zunächst Mäuse als Futter. Kleine Hamster wurden dagegen sofort als Nahrung akzeptiert und nach etwa dreimaliger Fütterung gingen sie dann auch an kleine, leicht behaarte Mäuse. Die kleinen Schlangen machten einen sehr gesunden Eindruck. Im Gegensatz zu den Elterntieren waren sie allerdings äußerst angriffslustig. Blitzschnell schnappten sie nach allem, was sich bewegte, wobei sich manchmal der gesamte Körper vom Boden löste. Auch auf dem Schlangenhaken waren sie kaum zu halten. Im April 2001 gab ich die kleinen Schlangen ab und kann deshalb leider nichts über den weiteren Verlauf ihrer Entwicklung sagen.

Nachzucht 2002: Meine drei adulten Exemplare setzte ich am 15. Januar 2002 (nach einer Winterruhe von Anfang November bis Anfang Januar, bei Temperaturen von ca. 10 °C) zusammen in ein Terrarium mit einer Grundfläche von 145 x 70 cm. Die beiden Männchen erkundeten zunächst die für sie neue Umgebung, welche vorher nur vom Weibchen bewohnt wurde. Dem Weibchen selbst schenkten sie keine Aufmerksamkeit. Nach einigen Tagen fingen die beiden Männer dann aber an, sich intensiver für das Weibchen zu interessieren und krochen unter heftigem Züngeln und mit ruckartigen Bewegungen an ihr entlang. Kommentkämpfe wurden dabei nicht ausgetragen. Am Abend des 23.01.2002 sah ich dann die Paarung des größeren Männchens mit dem Weibchen. Das kleinere Männchen lag dabei abseits zusammengerollt auf einer Schieferplatte und zeigte keinerlei Interesse an den Aktivitäten der anderen beiden Insassen. Die Paarung verlief völlig ruhig, zog sich die ganze Nacht hindurch und erst am Vormittag des nächsten Tages trennten sich die Tiere voneinander. Ich beließ die drei Tiere noch für drei Wochen im gemeinsamen Terrarium. Nachdem ich in dieser Zeit keine weiteren Paarungsversuche beobachten konnte, wurden sie wieder getrennt und einzeln gehalten. Alle drei Schlangen wurden jetzt im Rhythmus von zwei Wochen mit je einer großen Maus gefüttert, wobei eine leichte Zunahme des Körperumfanges beim Weibchen beobachtet werden konnte. Am 20.06.2002 fraß es noch eine Maus, was auf eine längere Dauer bis zur Geburt hinzudeuten schien. Umso freudiger überrascht war ich, als am späten Nachmittag des 26.06.2002 die Geburt einsetzte. Bei einem der vielen Rundgänge durch mein Schlangenzimmer sah ich das Weibchen in der typischen Geburtsstellung liegen. Dabei lag sie lang ausgestreckt vor ihrer Höhle und wand den Körper in leichten Windungen hin und her. Nur das letzte Körperdrittel blieb im Versteck, genau so, wie ich das schon bei vielen anderen Klapperschlangengeburten beobachten konnte. Mit Hilfe einer Taschenlampe sah ich kurz in die Höhle und konnte sofort ein Jungtier entdecken, das sich gerade aus der Eihülle befreite. Sofort verließ ich das Zimmer um die werdende Mutter nicht unnötig zu stören. Für weitere Kontrollen hatte ich an diesem Abend leider keine Zeit, so dass ich nicht genau sagen kann, wann die Geburt beendet war. Am nächsten Morgen machte ich mich aber sogleich daran, die Mutter aus dem Terrarium zu holen und die Jungtiere einzusammeln. Nachdem ich also die Steinhöhle abgetragen hatte und ins Versteck des Weibchens sehen konnte, entdeckte ich fünf kräftige und putzmuntere Babys, die blitzschnell versuchten, vor mir zu flüchten. Sie bissen auch wild um sich, als ich sie endlich mit einer langen Pinzette erwischte und sie nun einzeln in kleine Plastikdosen setzte. In den Dosen befindet sich nur Zellstoff als Bodengrund sowie ein Stück Zierkork zum Verstecken. Frisches Wasser biete ich nur einmal in der Woche an, indem ich abends einen Napf in den Behälter stelle und ihn am nächsten Morgen wieder entferne. Unter den Dosen verläuft ein 25 W Heizkabel, welches im vorderen Bereich Temperaturen von ca. 35 °C erzeugt. An diesen Stellen liegen die kleinen Schlangen den ganzen Tag und verkriechen sich erst am Abend unter dem Kork. Im Zeitraum vom 8.07. - 10.07.2002 häuteten sich alle fünf Babys und am Nachmittag des 11.07.2002 fraßen vier davon je eine kleine, unbehaarte, lebende Maus. Das fünfte Tier verweigerte zunächst die Nahrung. Die nächste Fütterung fand am 18.07.2002 statt und diesmal fraßen alle Schlangen je eine tote, unbehaarte Maus. Die kleinen Klapperschlangen sind sehr nervös und schreckhaft. Bei Reinigungsarbeiten, zu denen ich sie aus den Dosen nehme, sind sie nicht auf dem Haken zu halten, so dass ich sie nur mit einer langen Pinzette einfangen kann. Sie sind äußerst schnell und beißen sofort und mehrmals hintereinander zu, sobald sie ergriffen werden. Ich werde sicherlich einige Tiere aus dieser Nachzucht für mich behalten, so dass ich das Verhalten und die Entwicklung der kleinen Schlangen genauestens beobachten kann. Ich bin sicher, dass sie mit zunehmendem Alter wesentlich umgänglicher werden und ich hoffe, dass sie sich zu genauso prächtigen Exemplaren entwickeln werden, wie es auch die Eltern sind.

Besonderes: Sämtliche adulten Tiere dieser Art waren bei mir sehr friedlich und nicht angriffslustig (im Gegensatz zu den Jungtieren), wobei ich aber bemerken muss, dass viele andere Terrarianer völlig gegensätzliche Erfahrungen gemacht haben. Bei mir waren die Tiere sehr ruhig, lagen die meiste Zeit des Tages träge an einer für sie angenehmen Stelle und ließen sich von Aktivitäten außerhalb des Terrariums nicht stören. Wurden sie im Terrarium belästigt, zogen sie sich in ihre Höhlen zurück, aus denen sie aber bald wieder hervor kamen. Trotz ihrer scheinbaren Trägheit sind diese schönen Reptilien aber auch zu blitzschnellen und völlig überraschenden Attacken fähig. Besonders bei den Fütterungen sind sie sehr nervös und schnappen nach allem was sich bewegt. Man sollte sie also niemals unterschätzen und im Umgang mit ihnen äußerste Vorsicht walten lassen. Die Mojave-Klapperschlange verfügt über ein äußerst wirksames und gefährliches Gift. Das Gift von Exemplaren aus den nördlichen Verbreitungsgebieten hat einen hohen neurotoxischen Anteil, der aber bei Exemplaren aus den südlicheren Gegenden völlig fehlen kann. Ein Biss der Mojave-Klapperschlange ist auf jeden Fall lebensbedrohlich und muss sofort behandelt werden. Im Terrarium ist Crotalus s. scutulatus tag- und nachtaktiv und dem erfahrenen Giftschlangenhalter durchaus zu empfehlen. Für Anfänger in der Giftschlangenhaltung sollte diese Art wegen ihres äußerst gefährlichen Giftes absolut tabu sein!

Jens Sievert, Berlin 20.07.2002

Literatur:

Carl H. Ernst ( 1992 ) "Venomous Reptiles of North America"

L.Trutnau ( 1998 ) "Schlangen im Terrarium - Band 2, Giftschlangen"

Chris Mattison ( 1996 ) "Rattler !"