Die Prärieklapperschlange Crotalus viridis viridis RAFINESQUE, 1818
von Jens Sievert

Herkunft und Lebensweise: Das riesige Verbreitungsgebiet der Prärieklapperschlange reicht vom südwestlichen Kanada bis in den Norden von Mexiko. In den USA kommt sie in den Staaten Montana, Idaho, North- und South Dakota, Wyoming, Nebraska, Colorado, Kansas, Oklahoma, Texas und New Mexico vor. In Arizona ist die Prärieklapperschlange sehr selten, da große Teile ihres natürlichen Lebensraumes zerstört wurden (LOWE et al. 1989). Hier lebt sie wohl nur noch in den südöstlichsten Teilen des Landes (Robert C. Stebbins 1985). In Nordmexiko besiedelt sie das nördliche Chihuahua sowie das nordwestliche Coahuila (Carl H. ERNST 1992). Diese weit verbreitete Klapperschlange bewohnt die unterschiedlichsten Biotope und kommt vom Meeresspiegel bis in 3700 m Höhe vor (TRUTNAU 1998). Wie der Name schon sagt, bewohnt sie meist die weiten Graslandschaften Nordamerikas. Sie lebt aber auch an Wald- und Wüstenrändern sowie in felsigen Gebieten.
Die Prärieklapperschlange ist sowohl in der Natur als auch im Terrarium tag- und nachtaktiv. Wie alle Klapperschlangen versteckt sie sich bei zu großer Hitze in den Bauten von Nagetieren oder in Felsspalten. Sie hat ein sehr temperamentvolles und wehrhaftes Wesen und selbst in großen Terrarien mit Rückzugsmöglichkeiten, geht sie bei Belästigungen schnell zum Angriff über, anstatt sich in ihre Höhle zu verkriechen. Sogar Exemplare, die schon jahrelang im Terrarium gehalten werden, behalten oft ihr stürmisches Temperament und rasseln bei scheinbaren Bedrohungen laut und lange. Kommt man ihnen zu nahe, zögern sie nicht, schnell und zielsicher zuzubeißen, weshalb man diese Schlangen mit der größten Vorsicht behandeln sollte. Ihr Gift ist äußerst stark und da im Falle eines Bisses akute Lebensgefahr besteht, ist ärztliche Hilfe unbedingt angebracht.

Winterruhe: Wie die meisten nordamerikanischen Klapperschlangen hält auch Crotalus viridis viridis eine Winterruhe. Je nach Verbreitungsgebiet kann diese Winterruhe recht lange dauern. Exemplare aus den nördlichen Verbreitungsgebieten ruhen sehr viel länger als Tiere aus südlicheren Gegenden. In der kühleren Jahreszeit (Oktober/November bis April/Mai) ziehen sie sich in Höhlen und Felsspalten zurück, aus denen sie erst wieder hervor kommen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Gegend erwärmen. Kennt man die Lage ihrer Höhlen, kann man die Schlangen im Frühjahr am Tage beim Sonnenbaden beobachten.

Beschreibung: Crotalus viridis viridis ist eine imposante, mittelgroße Schlange mit einem schlanken, aber kräftigen Körper und einem eher schmalen, herzförmigen Kopf, welcher sich deutlich vom Hals absetzt. Ihre Grundfarbe kann grünlich, graugrün oder braungrau sein. Klar erkennbare ovale, braune Flecken, jeder davon mit einem schmalen, helleren Rand, überziehen ihren Rücken vom Hals bis zum Schwanz. Zwei Reihen kleinerer Flecken an den Seiten sind charakteristisch für diese Spezies; die oben liegenden sind größer und mehr verstreut, die unteren sind dunkler mit hellen Rändern.

Futter: Die Hauptnahrung der Prärieklapperschlange in der Natur wie auch im Terrarium, bilden Säugetiere geeigneter Größe. In ihrem natürlichen Lebensraum werden aber mitunter auch verschiedene Vögel und Echsen gefressen. Im Terrarium füttert man sie am besten mit Mäusen und Ratten, welche sowohl tot als auch lebend angenommen und gierig gefressen werden.

Geschlechtsreife und Fortpflanzung: Die Prärieklapperschlange erreicht ihre Geschlechtsreife mit etwa drei bis vier Jahren. In der Natur gebären die Weibchen nur alle zwei Jahre, wogegen man diese Art im Terrarium durchaus jährlich zur Nachzucht bringen kann. Wichtig für eine erfolgreiche Nachzucht scheint hier eine lange und kalte Überwinterung zu sein. Die Schlangen paaren sich sowohl im Frühjahr als auch im Herbst. Die Jungtiere werden in der Natur meist von August bis Anfang Oktober geboren. Junge Weibchen der Prärieklapperschlange bringen im Durchschnitt nur sechs Jungtiere zur Welt, ältere Weibchen können auch 15-16 Jungtiere gebären. Die kleinen Schlangen sind zunächst noch recht scheu und flüchten bei Annäherung sofort. Dieses Verhalten ändert sich aber bald und nach zwei bis drei Häutungen haben auch die Jungtiere das stürmische Temperament ihrer Eltern entwickelt. Kleine Prärieklapperschlangen sind in der Regel unproblematisch in der Aufzucht. Sie fressen meist sofort nach der ersten Häutung neugeborene Mäuse und wachsen bei regelmäßiger Fütterung schnell heran.

Größe: Die Prärieklapperschlange wird im Terrarium selten länger als 90-100 cm. In New Mexico wurden allerdings schon Exemplare mit einer Länge von ca.144 cm gefunden (LOWE et al. 1989).

Haltung: Diese Klapperschlange ist ein recht pflegeleichter und langlebiger Terrarieninsasse, der in einem geräumigen Terrarium untergebracht werden sollte. Einzelhaltung sollte wegen der größtmöglichen Sicherheit sowohl für den Pfleger als auch für das Tier angestrebt werden. Ein Terrarium mit einer Grundfläche von ca.100 x 60 cm ist für ein Exemplar ausreichend, wobei eine noch größere Grundfläche mehr Sicherheit verspricht. Für ein Paar dieser Art sollte das Terrarium mindestens eine Grundfläche von 150 x 70 cm aufweisen und über genügend Versteckmöglichkeiten verfügen. Die Prärieklapperschlange ist wesentlich bewegungsfreudiger als z.B. die Nordpazifik-Klapperschlange (Crotalus viridis oreganus), weshalb sie auch eine größere Grundfläche benötigt. Die Schlangen werden meist schon am späten Nachmittag aktiv, kommen aus ihren Verstecken und wandern gern und lange durchs Terrarium. Zwischendurch liegen sie dann zusammengerollt an den wärmeren Stellen des Terrariums um nach einiger Zeit ihre Streifzüge wieder aufzunehmen. Oft verkriechen sie sich erst wieder am nächsten Vormittag in ihren Höhlen. Die Einrichtung des Terrariums ist denkbar einfach. Sauberer Sand als Bodenbelag, einige Steine, zu einem Unterschlupf zusammengestellt, einige trockene Äste und ein Napf mit frischem Wasser sind eigentlich schon alles, was nötig ist. Um dem Terrarium ein ansprechendes Aussehen zu verleihen empfiehlt es sich, einige künstliche Kakteen einzubringen. Wenn Temperatur und Luftfeuchtigkeit stimmen, kann man die Schlangen natürlich genauso gut auf Zeitungspapier halten, doch sollte diese Art der Unterbringung wissenschaftlichen Instituten vorbehalten bleiben. Die Temperaturen sollten am Tage bei ca. 24 - 29 °C (lokal 35 °C) liegen und in der Nacht möglichst auf ca.18 - 20 °C abfallen. Für das dauerhafte Wohlbefinden der Tiere sowie für eine erfolgreiche Nachzucht, ist eine Winterruhe von November bis März (bei abgedunkeltem Terrarium) absolut notwendig. Die Temperaturen sollten dabei möglichst bei 5 - 8 °C liegen.
Die Paarungen im Terrarium finden oft schon im März/April sowie im September/Oktober statt. Die Jungen werden in der Regel nach 150-160 Tagen geboren. (bei mir: 126,152, 156 Tage). Diese schöne Klapperschlange wird regelmäßig in Gefangenschaft nachgezogen, was den Bestand in deutschen Terrarien auf lange Zeit sichern dürfte.

Besonderes: Wie schon erwähnt, scheint die Prärieklapperschlange für eine erfolgreiche Vermehrung eine etwas längere und kühlere Winterruhe zu benötigen. Das beste Nachzuchtergebnis bei Crotalus viridis viridis hatte ich nach einer Winterruhe von Anfang November- Anfang März bei Temperaturen von 5- 8 °C. Dabei kamen nach einer Tragezeit von 156 Tagen 11 kräftige Jungtiere zur Welt. Nach meinem Umzug in ein fernbeheiztes Mietshaus habe ich diese niedrigen Temperaturen nicht mehr erreicht. Jetzt konnte ich den Tieren gerade mal Temperaturen von 10° - 15 °C in der Winterruhe anbieten, woraus sich wohl auch die folgenden, schlechten Nachzuchtergebnisse ableiten lassen: Nach einer Tragezeit von nur 126 Tagen kamen zwei Totgeburten, 7 Wachseier und nur 3 vollständig entwickelte Jungtiere zur Welt. Zwei Jahre später wurden nach einer Tragezeit von 152 Tagen nur 3 sehr kleine und nicht selbstständig fressende Jungtiere geboren. Kann man der Prärieklapperschlange die für sie günstigen Bedingungen schaffen, ist sie ein unkomplizierter Pflegling, der gut 20 Jahre alt werden kann. Der Altersrekord liegt bei einem Exemplar, welches 27,9 Jahre in Gefangenschaft lebte, wobei man davon ausging, dass das Tier im Alter von zwei Jahren gefangen wurde.
Wegen ihres wilden Temperaments und ihres starken Giftes ist die Prärieklapperschlange dem Anfänger in der Giftschlangenhaltung allerdings nur bedingt zu empfehlen.

Jens Sievert, 19.07.2002

Literatur:

Carl H. Ernst ( 1992 ) "Venomous Reptiles of North America"

L.Trutnau ( 1998 ) "Schlangen im Terrarium - Band 2, Giftschlangen"

Lowe et al ( 1989 ) "The Venomous Reptiles of Arizona"

Robert C. Stebbins ( 1985 ) "Peterson Field Guides - Western Reptiles and Amphibians"