Crotalus adamanteus BEAUVOIS, 1799

Die Östliche Diamantklapperschlange

Beschreibung: Die Östliche Diamantklapperschlange ist die Königin unter ihresgleichen und erreicht eine durchschnittliche Körperlänge von 200 bis 240 Zentimeter. Körperlängen von mehr als 250 Zentimeter (max. 251,5 cm) sind ausgesprochen rar. Solche Tiere sind meist über 20 Jahre alt und in freier Natur nur noch sehr selten zu finden! Weibchen bleiben oft etwas kleiner und leichter als Männchen. Der Körperbau ist ausgesprochen kräftig und massig. Der Kopf setzt sich deutlich vom Hals ab. Die Grundfärbung stellt sich je nach Vorkommensgebiet als sehr variabel heraus und reicht dabei von einem schmutzigen braun, stonewash-grau bis hin zu fast schwarz. Es finden sich aber auch schwefelgelbe Exemplare, die in der Terraristik bzw. bei Liebhabern besonders gefragt sind. Im Kopfbereich befindet sich ein dunkler Streifen quer über der Stirn, der über die Seiten schräg nach hinten bis zum Mundwinkel verläuft und die Augen dabei einfasst. Dieser dunkle und an den Seiten weiß eingefasste Streifen erinnert an die Maske eines Waschbären und macht diese eindrucksvolle Klapperschlange unverwechselbar. Die Pupillen der Augen sind senkrecht geschlitzt und unterhalb der Nasenöffnung befinden sich wie bei allen Klapperschlangen die Grubenorgane. Auf dem Rücken sieht man die für Diamantklapperschlangen typische Rhombenzeichnungen, die in der Regel hell gefärbt umrandet ist und im Kern bräunlich bis schwarz erscheint. Der Schwanz ist meist verwaschen graubraun gebändert und an seinem Ende trägt er die für Klapperschlangen typische Rassel. Da von dieser Rassel mitunter Teile abbrechen, kann man das Alter der jeweiligen Schlange nicht anhand ihrer Rasselglieder bestimmen. Je nach Nahrungsangebot kann man aber davon ausgehen, das sich die Rassel in den ersten vier Lebensjahren, jährlich um drei bis vier Segmente verlängert.

Ich habe bei einem Freund in den USA ein sehr altes Männchen gesehen, das er 1987 als ca. dreijähriges Wildfangtier bekommen hat. Die Klapper hatte bei meinem Besuch 2007, also zwanzig Jahre später, mehr als zwanzig Hornringe vorzuweisen. Leider war kurz vor meinem Besuch ein großer Teil davon abgebrochen; allerdings lag er noch auf dem Boden des Terrariums.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass von Crotalus adamanteus verschiedene Farbzuchten wie Albinos, Leuzisten und auch gestreifte und zeichnungslose Exemplare existieren. Die Farbform Albino erfreut sich in Europa immer größerer Beliebtheit, wobei die reinweißen, leuzistischen Tiere mit ihren blauen oder schwarzen Augen meine persönlichen Favoriten sind.

Die aktivste Zeit des Tages haben Östliche Diamantklapperschlangen in den frühen Abendstunden. Zu dieser Zeit suchen die reviertreuen Tiere ihren Lieblingsplatz in der Nähe ihres Unterschlupfes auf und begeben sich von hier aus auf Nahrungssuche.

Wenn es auf die kalte Jahreszeit zugeht, wird je nach Verbreitungsgebiet eine Winterruhe von vier bis fünf Monaten abgehalten. Dazu suchen sie in der Regel frostsichere Nagerbauten, die tief in die Erde reichenden Höhlen der Gopher-Schildkröten oder ähnliche Plätze weit unter der Erde auf.

Wie alle Klapperschlagen, so ist auch die Östliche Diamantklapperschlange, was die Potenz ihres Giftes angeht, nicht zu unterschätzen. Ihr Gift ist zwar etwas weniger wirksam als das anderer Grubenottern, aber die Menge ist hier ausschlaggebend. So ist ein Bissunfall sehr gefährlich und kann auch beim Menschen zum Tode führen. Das Gift selber ist ein Mischtoxin mit hämo- und neurotoxischen Bestandteilen , welches schädigend auf die Blutgefäße und das Körpergewebe wirkt. Die Sterblichkeitsrate nach einem Bissunfall liegt für Menschen bei ca. 40 Prozent, da diese Tiere einen enormen Giftvorrat besitzen (300 - 500 mg Trockengewicht), aber nur zum Teil einsetzen. Wenn man bedenkt, dass 100 mg ausreichend sind, um einen erwachsenen Mann zu töten, kann man sich lebhaft vorstellen, warum Crotalus adamanteus als die gefährlichste Klapperschlange Nordamerikas bezeichnet wird.

Ausgewachsene Tiere haben aufgrund ihrer Größe kaum Feinde, wären da nicht wir Menschen und die Alligatoren. Und so stehen sie in ihrem Lebensraum mehr oder weniger an der Spitze der Nahrungskette. Jungtiere haben wesentlich mehr Feinde und werden von jedem erbeutet, der Babyklapperschlangen auf seinem Speiseplan stehen hat. Dazu gehören z.B. Geierschildkröten, Marder, vor allem Opossums und hin und wieder auch Füchse oder Greifvögel.

Gefährdung und Schutz: Die Östliche Diamantklapperschlange ist in den USA leider nicht geschützt. Auch wenn die Art noch nicht akut bedroht ist, so schwinden die Bestände doch dramatisch. In weiten Teilen ihres Verbreitungsgebietes ist sie mittlerweile selten geworden oder ganz verschwunden. Die so genannten "Rattlesnake Roundup´s" , eine Veranstaltung mit Volksfestcharakter, bei denen jedes Jahr etliche verschiedene Arten Klapperschlangen zu tausenden Tieren gefangen und öffentlich abgeschlachtet werden, sind ein wichtiger Faktor in der Bedrohung durch uns Menschen. Die sterblichen Überreste der Schlangen dürfen dann Gürtelschnallen, Aschenbecher, Stiefel oder Autoablagen und Wohnzimmerschränke zieren. Das Fleisch wird in Dosen an Feinschmecker auf der ganzen Welt verkauft. Wenn man dann noch bedenkt, wie viele Tiere zum Handel und Export gefangen, oder beim überqueren von Straßen überfahren werden, sind die zunehmende Erschließung und Besiedlung, landwirtschaftliche Entwicklung und die Zerstörung der Habitate nur noch der Tropfen Wachs, der das zukünftige Schicksal dieser wunderschönen großen Klapperschlange besiegeln wird!

Auch die Angst der Menschen führt nicht selten dazu, dass die Schlangen achtlos getötet werden. So ist es nicht verwunderlich, wenn man in den USA jemanden mit seinem Truck auf dem Highway fahren sieht, der mal eben einen Schlenker über den Seitenstreifen macht, um eine dort befindliche Klapperschlange ins Jenseits zu befördern!

Verbreitung: Östliche Diamantklapperschlangen waren einst über weite Teile der östlichen USA verbreitet. Heute kommen sie nur noch von Carolina bis nach Louisiana vor. Kleinere Populationen findet man auch noch in Florida.

Die Östliche Diamantklapperschlange lebt überwiegend in bewaldeten Gebieten, halbtrockenen Pinienwäldern und felsigen Regionen, aber auch im feuchteren Primärwald. Oft und regelmäßig ist sie entlang von Flussläufen anzutreffen. Selbst Meilen entfernt vom nächsten Strand wurden schon Exemplare schwimmend auf offener See gefunden. Rückzugspunkte sind in der Regel verrottende Bäume, deren Stümpfe, Erdbauten, Felsspalten und ähnliche Verstecke.

Haltung: Wenn man sich entschlossen hat, diese ansprechende Art zu pflegen, sollte man für ein Paar ein Terrarium einplanen, das wenigstens 200 - 250 cm in der Länge und 100 cm in der Tiefe aufweist, eher mehr und für jedes weitere Tier kann man einen Quadratmeter an Grundfläche dazurechnen! Die Höhe spielt keine große Rolle, da die Tiere aufgrund ihrer Größe kaum klettern. Hier reichen 60 cm aus. So bleibt auch der Kostenfaktor für den Unterhalt des Terrariums im Rahmen, denn die Höhe die eingespart wird, braucht man auch nicht zu beheizen. Aufgrund der Größe des Terrariums ist es nicht schwer, ein für die Tiere angenehmes Temperaturgefälle von im kühlen Bereich 20 - 22 C° und im wärmeren Teil bis ca. 30 C° herzustellen. Einmal in der Woche sollte man das Becken ausgiebig übersprühen, aber nur soweit, dass 24 Stunden später wieder alles getrocknet ist.

Eigentlich ist Crotalus adamanteus eine Einzelgängerin. Sie kann aber auch paarweise oder in einer Dreiergruppe gehalten werden, da sie untereinander nicht aggressiv und auch nicht so nervös wie andere Vertreter ihrer Gattung ist. Die Gruppenhaltung sollte aber wirklich "nur" dem versierten Pfleger zu empfehlen sein, da diese Schlange sehr neugierig ist und bei geöffneter Frontscheibe ohne zu zögern ihren Behälter verlassen wird. Es kann unangenehm sein, wenn man ein Tier entnimmt, um es zu separieren und sich das oder die anderen auf den Weg machen, um nachzusehen was draußen los ist. Wenn man sie nicht einzeln halten kann (Platzmangel), oder will (versierter Pfleger), sollte man die Tiere zur Fütterung auf jeden Fall trennen. Aber wer möchte schon jedes Mal eine zwei Meter lange Schlange, die keine Angst vor ihrem Pfleger hat, ohne einen triftigen Grund aus ihrem Terrarium fangen? Hier kann ein Schieber, der nach Möglichkeit schon bei der Konstruktion des Terrariums eingeplant wird, sehr gute Dienste leisten!

Nachzuchttiere dieser Art sind zu empfehlen, da sie sich als adulte Tiere nicht so aggressiv verhalten wie Wildfangexemplare. Man kann sich wundern, wie ruhig und umgänglich sie mit zunehmendem Alter werden! Da diese schöne Art auch bei uns regelmäßig nachgezogen wird, ist ein Import von Wildtieren unnötig!

Beim Handling kommt man aufgrund der Größe der Tiere um das so genannte "tailen" (festhalten am Schwanz) nicht umhin! Es ist für die Tiere auch wesentlich angenehmer, wenn der massige Körper nicht über einem dünnen Haken abknickt. Auch zwei sehr stabile Schlangenhaken leisten hier gute Dienste. Da Werkzeuge zum Umgang solch großer Tiere nicht einfach zu bekommen sind, kann man - handwerkliches Geschick vorausgesetzt - zwei ausrangierte Krücken zu diesem Zweck umbauen und erhält so ein Paar erstaunlich stabile Haken, die dank der Unterarmstütze prima geeignet sind, selbst die großen Exemplare oder z.B. Gabunvipern hervorragend aufnehmen und bewegen zu können.

Nahrung: So wie alle anderen Klapperschlangen kann man auch die Königin unter ihnen als "Lauerjäger" bezeichnen, sie scheut sich dennoch nicht, aktiv auf Nahrungssuche zu gehen. Die Östliche Diamantklapperschlange ernährt sich überwiegend von kleinen Säugetieren. Dazu gehören Mäuse, Ratten, Eichhörnchen und Kaninchen. Gelegentlich werden selbst Vögel erbeutet. Ein kleiner Waschbär oder ein Opossum kann seine Neugier auch schon mal mit dem Leben bezahlen. Die Schlange findet ihre Beute zum einen über ihren Geruchssinn und zum anderen über das so genannte Grubenorgan. Grubenorgane sind wärmeempfindliche Rezeptoren, mit denen alle Klapperschlangen ihre Beute über deren körpereigene Wärmeabstrahlung lokalisieren. Man stelle sich den Blick durch eine moderne Wärmebildkamera der Armee vor. So sehen die Schlangen eine Ratte in völliger Dunkelheit und können dabei Temperaturunterschiede von bis zu 0,003 K (Kelvin) ausmachen. Diese Sinnesorgane liegen etwas unterhalb der Nasenlöcher. Ist das Beutetier erstmal ausgemacht, erfolgt der Biss mit einer Kraft und Präzision, die ihresgleichen sucht! Dabei wird im Vergleich zu anderen Klapperschlangenarten eine sehr große Menge eines wirksamen Toxins tief in die Bissstelle injiziert. Das gebissene Opfer stirbt relativ schnell. Je nach Größe der Beute, halten die Schlangen diese fest oder lassen bei wehrhaften Opfern auch wieder los und beginnen nach kurzer Zeit mit der Suche nach ihnen. Wie für Schlangen üblich, wird die Beute anschließend mit dem Kopf voran im Ganzen verschlungen. Es kann aber auch vorkommen, dass sie von hinten zu fressen beginnen.

Fortpflanzung: Die Paarungszeit erstreckt sich über das Frühjahr und den Spätsommer. Während dieser Zeit kommt es unter den Männchen regelmäßig zu heftigen Kommentkämpfen. Dabei richten sich die Schlangen auf und versuchen den Gegner durch gegenseitiges Drücken und Umschlingen zu Boden zu ringen. Im Terrarium interessiert sich das Männchen schon einige Tage vorher für das Weibchen und kriecht immer wieder züngelnd und mit zuckenden Vorwärtsbewegungen über seine Auserwählte, bis diese schließlich dem Werben des Männchens nachgibt, ihren Schwanz anhebt und es zulässt, dass er einen seiner beiden Hemipenes in ihre Kloake ausstülpt. Die Kopulation kann bis zu 24 Stunden dauern. Im Herbst des gleichen oder im Frühjahr des Folgejahres bringt das Weibchen dann zwischen sechs und zwanzig Jungtiere zur Welt.

Die Östliche Diamantklapperschlange gehört zu den eilebendgebärenden Schlangen. Das heißt, die Eier bleiben für den ganzen Zeitraum der Entwicklung im Körper des Weibchens. Die kleinen Klapperschlangen, welche perfekte Kopien ihrer Eltern sind, kommen dann jeweils in einer transparenten Eihülle zur Welt, die sie kurz nach der Geburt durchstoßen, noch eine Weile ruhen und sie anschließend verlassen. Sie weisen eine Geburtslänge von 30 bis 35 Zentimeter auf und haben ein Gewicht von 43 - 52 Gramm. Drei bis fünf Tage nach der Geburt erfolgt die erste Häutung. Danach kann man den Kleinen halbwüchsige Mäuse anbieten, die in der Regel auch ohne Probleme angenommen werden. Die Geschlechtsreife wird mit rund drei Jahren erreicht. Diese wunderschöne Schlange kann bei guter Pflege ein Alter von 20 bis 25 Jahren erreichen.

Aufzucht der Jungtiere: Ich bin kein Fan der dauerhaften amerikanischen Rackhaltung, aber bei der Aufzucht sind diese Systeme für Jungschlangen unschlagbar. Eins der Aufzuchtracks für meine Nachzuchten hat eine Größe von 100 x 30 x 200 cm (L x T x H). Jede Lage wird mit einem 15 Watt Heizkabel beheizt, wovon jeweils immer fünf Lagen über einen Biotherm Thermostat geregelt werden. So erreiche ich im hinteren Bereich der Boxen tagsüber ca. 29 °C Bodentemperatur und im vorderen immer noch 24 °C. Nachts sinkt die Temperatur auf ca. 18 °C.

Bitte verwendet keine Heizkabel, die mehr Leistung als 15 Watt haben! Sollte mal ein Regler ausfallen und man bemerkt es nicht rechtzeitig, werden die Kleinen dieses Missgeschick nicht gleich mit dem Leben bezahlen müssen (Überhitzung).

Wenn dann die Jungen geboren werden, trenne ich sie und setze sie anfangs in Kunststoffboxen mit Deckel, zwei seitlichen Klippverschlüssen und den Maßen 28 x 20 x 15 cm (Hersteller: Heidrun). In die Front der Boxen, ca. 2 cm über dem Boden, sind sechs 5 mm Bohrungen als Belüftung vorgesehen. Auf der Rückseite der Boxen sind dieselben Bohrungen unterhalb des Deckelrandes als Entlüftung vorhanden. Die Boxen werden mit Zeitungspapier ausgelegt. Nein, nicht damit die Tiere etwas zu lesen haben, sondern weil die Druckerschwärze in dem Zeitungspapier eine antiseptische und pilzhemmende Wirkung hat, was den Jungtieren keinesfalls schadet. Zusätzlich kommt noch eine Wasserschale und ein gebogenes Stück Korkrinde mit hinein und das war es schon. Die schüchternen Jungschlangen gehen in kleineren Behältern wesentlich besser an ihr Futter. Einige Tage nach der ersten Häutung biete ich den Kleinen dann Springermäuse mit einer Körperlänge von 4 cm an und das alle 7-10 Tage. Die Größe des Futters wächst mit den kleinen Schlangen.

Im Alter von ca. drei bis vier Monaten ziehen die Tiere in etwas größere Boxen desselben Herstellers um. Die Aufzucht der Jungtiere bereitet unter diesen Bedingungen keine Probleme. Crotalus adamanteus erreicht im ersten Lebensjahr und bei normalen Fütterungsintervallen eine Länge von ca. 75 - 80 cm.